KZ Buchenwald

78. JAHRESTAG DER BEFREIUNG DES EINSTIGEN NS-KONZENTRATIONSLAGERS BUCHENWALD

Der ehemalige Appellplatz auf dem Ettersberg liegt in tiefer Stille und dichtem Nebel. Dutzende Blumenkränze gedenken der Tausenden, denen man hier die letzte Ruhe aufzwang. Nicht allzu fern, am Fuß des Berges, liegt die Stadt der „Dichter und Denker“ in würdevollem Glanz, seit Jahrhunderten Inbegriff für Kultur und Intellekt, als stummer Zeuge dieses Grauens. Hier jedoch steht man am Ort der „Richter und Henker“, auf dem Appellpatz des ehemaligen Konzentrationslagers „Buchenwald“. Eine schwere schmiedeeiserne Gittertür mit dem eindeutig zweideutigen Schriftzug „Jedem das Seine“ bildet den Eingang zu diesem Vorhof der Hölle. Das « Seine » bedeutete in diesem Fall für tausende und abertausende gequälter Seelen Demütigung, Ausbeutung, Schmerzen und unzählige Wege, endlich den erlösenden Tod zu finden.                          

In den Frühlingsmonaten des Jahres 1945, als ein Konzentrationslager des Dritten Reiches nach dem anderen von den alliierten Truppen befreit wurde, bekam ein komplett paralysierter Kontinent das unfassbare Grauen von 12 Jahren Schreckensherrschaft, Verfolgung, Ausgrenzung, Unterdrückung, Gewalt, Angst, Folter und Mord schonungslos und brutal vor Augen geführt. Dabei kannten die meisten Luxemburger sie bereits nur allzu gut, die Namen der gefürchteten Folterstätten des dritten Reiches: Auschwitz, Buchenwald, Dachau, Mauthausen, Natzweiler, Sachsenhausen usw. Alleine durch die Tore Buchenwalds und seinen Neben/Außenlagern sind etwa 253 Luxemburger Männer und Frauen gegangen, und etwa 45 von ihnen haben ihre Heimat nie wieder gesehen.

Über Jahrzehnte haben die sogenannten «Amicales», die einst nach der Befreiung der Konzentrationslager von ihren ehemaligen politischen Häftlingen gegründet wurden, die Pflicht wahrgenommen, Jahr für Jahr an diese Orte des Grauens zurückzukehren, um ihrer Freunde und Familien zu gedenken, die nicht das Glück hatten, ihre Heimat wiederzusehen. Heute, 78 Jahre nach der Befreiung der Konzentrationslager, haben leider nur noch wenige «Amicales» die Zeit überdauert. Im Falle von Buchenwald gibt es keine «Amicale» und keine ehemaligen luxemburgischen Häftlinge mehr, die von dem Erlebten berichten und derer Gedenken könnten, die für immer dortgeblieben sind.

Stellvertretend haben die LPPD – “Ligue vun de politesche Prisonnéier an Déportéierten” und die “Unioun vun de Lëtzebuerger Resistenzorganisatiounen” gemeinsam am 15. April 2023 an der internationalen Befreiungsfeier auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald teilgenommen und einen Blumenkranz in den Landesfarben Rot, Weiß und Blau auf dem ehemaligen Appellplatz niedergelegt, um all der Luxemburger zu gedenken, die an diesem Ort so schrecklich gelitten haben und derer, die ihre Heimat nicht wiedergesehen haben.

Zur Geschicht dieser beiden Organisationen:

Die LPPD wurde bereits im Herbst 1944 gegründet. Als dann die ersten Konzentrationslager und Gefängnisse befreit wurden, sorgte die LPPD für die Repatriierung der Luxemburger, organisierte Transporte aus den verschiedenen Lagern und Gefängnissen zurück nach Luxemburg, stellte Listen der Überlebenden und der ermordeten Landsleute zusammen, sorgte für die kranken und ausgemergelten ehemaligen Häftlinge, setzte sich für ihre Rechte und Interessen ein und unterstützte deren Familien. Seit dem Ende des 2. Weltkrieges setzt sich die LPPD aktiv gegen das Vergessen ein.

Die Unio’n(Unioun) enstand am 23. März 1944 aus dem Zusammenschluss der luxemburgischen Resistenzbewegungen LPL, LRL und LVL. Die LFB trat aus Sicherheitsgründen der Unio’n offiziell erst am 1. September 1944 bei. Ziel der Unio’n war es, die Resistenz noch wirksamer zu organisieren. Nach der Befreiung des Landes sorgte die Unio’n für Sicherheit, versorgte die Bevölkerung mit Lebensmitteln und dem Nötigsten und übernahm Aufgaben des öffentlichen Lebens. Die Unio’n organisierte aber auch die Heimholung von Luxemburgern aus den befreiten Konzentrationslagern, so auch aus dem Konzentrationslager Buchenwald. Weitere Informationen finden Sie unter www.unioun.lu